Starkregen oder starker Regen?
Wenn viel Regen in kurzer Zeit fällt, wird in den Medien häufig von Starkregen gesprochen. Auch im Mai 2018 konnte man in vielen lokalen Zeitungen im Raum Hamburg Sätze lesen wie „Ein Starkregen hatte am späten Nachmittag die Gemeinde Oststeinbek überschwemmt“. Aber auch Dauerregen kann über mehrere Stunden sehr intensiv werden und damit als Starkregen gelten.
Ab wann spricht man eigentlich von einem Starkregenereignis und wann ist es nur starker Regen?
Dafür hat der Deutsche Wetterdienst genaue Richtlinien festgelegt und unterscheidet zwei Stufen von Starkregen:
Starkregen-Stufe 1 / markantes Wetter
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Mehr als 10 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde oder
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Mehr als 20 Liter pro Quadratmeter in sechs Stunden
Starkregen-Stufe 2 / Unwetter
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Mehr als 25 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde oder
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Mehr als 35 Liter pro Quadratmeter in sechs Stunden
Übrigens:
Niederschlag wird neben der Einheit l/m² (Niederschlagsmenge) auch oft in mm angegeben. Damit ist die Niederschlagshöhe gemeint. Zur Veranschaulichung: Kippt man 20 Liter Wasser in eine 1 x 1m große Box, hat das Wasser in der Box eine Höhe von 20mm. Beide Einheiten meinen also dasselbe.
Und wie war das jetzt in Oststeinbek?
Am 10. Mai 2018 fielen in Oststeinbek 137 l/ m² in anderthalb Stunden. Damit fällt das Ereignis eindeutig in die Kategorie Starkregen. Die Regenmengen, die 2021 zu der schweren Flutkatastrophe in Westdeutschland führten, beliefen sich örtlich auf bis zu 241 l/ m² binnen 22 Stunden. Beide Ereignisse kommen statistisch gesehen sehr selten vor, das Ereignis in Oststeinbek war seltener als einmal in 50 Jahren.
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Grundsätzlich kommt es nicht oft vor, dass der Schwellenwert für Starkregen erreicht wird: Nur 10 Prozent aller Regenfälle gelten hierzulande als Starkregen (Stufe 1 oder mehr). Schäden an Gebäuden und anderer Infrastruktur können aber auch schon bei „starkem Regen“ entstehen. So kann beispielsweise Regenwasser in den Keller eindringen, wenn keine funktionierende Rückstausicherung vorhanden ist, oder Abwasser aus dem Kanal austreten, wenn dieser die Regenmengen nicht mehr aufnehmen kann.
Für die Auslegung des Kanalnetzes werden so genannte „Bemessungsregen“ genutzt. Welche Art von Bemessungsregen (1-jährlich, 2-jährlich, 5-jährlich) angesetzt wird, hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Berechnungsverfahren oder auch dem Einzugsgebiet des Kanalnetzes ab.
Starkregen und der Klimawandel
Der neue Bericht des IPCC (2021) bestätigt: Es ist sehr wahrscheinlich, dass in den meisten Regionen der Welt Starkregenereignisse im Zuge des Klimawandels an Intensität gewinnen und häufiger auftreten werden. Dies bedeutet, dass schwere Unwetter wie am 10. Mai 2018 in Oststeinbek zukünftig deutlich häufiger als alle 50 Jahre auftreten werden.
Deshalb ist es wichtig, dass Kommunen sich mit dem Thema befassen und Vorkehrungen zum Schutz ihrer Bürger:innen treffen und auch die Bürger:innen selbst aktiv werden und das eigene Grundstück gegen Regenwasser schützen.
Je nach Stärke des Regenereignisses sind verschiedene Maßnahmen im öffentlichen Raum und am Gebäude hilfreich (mehr dazu hier).